Gastbeitrag: 11 Orte in Bremerhaven

Das Weihnachts-Blogwichteln hat Tradition beim Texttreff, einem wunderbaren Netzwerk von professionell schreibenden Frauen, bei dem ich seit fünf Jahren Mitglied bin. 2015 wurde mir die PR-Beraterin Dörte Behrmann zugewichtelt.
Und weil wir beide vor, während und nach der Weihnachtszeit einfach keine Zeit fanden, beschlossen wir, Weihnachten auf – fast – Ostern fallen zu lassen und uns ein Wichtel-Ei zu schenken. Die liebe Dörte hat mein druckfrisches Buch 111 Orte in Tirol, die man gesehen haben muss” (Emons Verlag) zum Anlass genommen, um 11 spannende Orte in Bremerhaven vorzustellen:

11 Orte, die auch Bergfans in Bremerhaven begeistern

Zugegeben, der Weg ist weit von den Bergen an die norddeutsche Küste und die italienische Riviera lockt mit mediterranem Charme und Wärme. Aber wenn Du einer leichten Brise, einem Horizont von links bis rechts und maritimen Flair etwas abgewinnen kannst, dann ist Bremerhaven genau richtig für Dich. Die größte Stadt an der deutschen Nordseeküste ist meine Heimat und ich würde Sie Dir als Reiseziel gern ans Herz legen.

Der Blick von oben gen Norden offenbart die reizvolle Lage Bremerhavens an der Wesermündung. Foto: © Erlebnis Bremerhaven GmbH

Der Blick von oben gen Norden offenbart die reizvolle Lage Bremerhavens an der Wesermündung. Foto: © Erlebnis Bremerhaven GmbH

1. Die Aussichtsplattform – schöner ist der Blick auf die Alpen auch nicht
Starten wir mit einer Fahrstuhlfahrt in den 19. Stock des Hotels Sail City, auf die Aufsichtsplattform. Von hier hast du einen 360-Grad-Panoramablick auf Bremerhaven, die Wesermündung und das grüne Umland. So viel Wasser! Schiffe! Himmel! Das zeichnet Bremerhaven aus. Die Stadt an sich gehört sicher nicht zu den Kleinoden in Deutschland; 1944 wurde noch mal eben schnell 80 Prozent der Innenstadt zerbombt. Und was die 50er bis 70er Jahre architektonisch hinterlassen haben, ist, nun ja, milde ausgedrückt, immerhin nutzbar. Bremerhaven muss sich dennoch nicht verstecken: Die Lage und die Präsenz des Wassers zaubern maritimes Flair. Und die Museenlandschaft ist teilweise weltweit einmalig!
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Der Strand mitten in der City ist auch bei Schmuddelwetter einen Besuch wert. Foto: © Doerte Behrmann

Der Strand mitten in der City ist auch bei Schmuddelwetter einen Besuch wert. Foto: © Doerte Behrmann

2. Das Strandbad – um zu begreifen, dass das Wasser wirklich wiederkommt
Für Alpenbewohner ziemlich ungewöhnlich: Aber bei uns an der Küste kann man stundenlang auf dem Meeresboden spazieren gehen – um dann ein wenig später dort zu schwimmen. Das Phänomen nennt sich Tidenhub und wird von Ebbe (Wasser weg) und Flut (Wasser da)gestaltet. Mitten in Bremerhaven kannst Du diese Veränderung auch erleben: im Weserstrandbad. Obwohl die Wasserqualität der Weser großartig ist, ist das Schwimmen dort wegen der Strömung nicht erlaubt, aber mit Deinen Füßen kannst Du den glibberigen Untergrund erforschen. Als Kind habe ich das geliebt! Und dem auflaufenden Wasser mit großen Augen zugeschaut.
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Alle fünf Jahre kommen die "Königinnen der Meere" zur "Sail Bremerhaven. Foto: © Doerte Behrmann

Alle fünf Jahre kommen die “Königinnen der Meere” zur “Sail Bremerhaven. Foto: © Doerte Behrmann

3. Der Deich – unsere höchste natürliche Erhebung
Ohne den Weserdeich würde Bremerhaven schon zigmal abgesoffen sein. Nicht nur im Februar 1962, als die Sturmflut in ganz Norddeutschland so schlimm war. Auch im November 1973 und Dezember 2013 wäre die Stadt ohne das rund 9 Meter hohe Bollwerk schon längst wie Atlantis in den Fluten verschwunden. Beziehungsweise nicht fit für die Zukunft, die ja vom Klimawandel, der Erderwärmung und schmelzenden Polkappen bestimmt wird. Du kennst das. Doch der Deich ist nicht nur Schutz, er ist auch Flaniermeile für die Bremerhavener und ihre Gäste. Immer wieder sonntags zum Beispiel steppt der Bär auf dem 800 Meter langen Weg.
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Die Seute Deern ist Teil der historischen Flotte, die im "Museumshafen" vor dem Deutschen Schiffahrtsmuseum ankert. Foto: © DSM SeuteDeern

Die Seute Deern ist Teil der historischen Flotte, die im “Museumshafen” vor dem Deutschen Schiffahrtsmuseum ankert. Foto: © DSM SeuteDeern

4. Die Seute Deern – weil die Fischspeise in dieser Umgebung besonders gut mundet
Nahezu hundert Jahre alt ist die „Seute Deern“ und noch immer ein echter Hingucker! Nicht nur der drallen Galionsfigur wegen, die dem Schiff den Name gab: „Süßes Mädchen“ oder „Seute Deern“ auf Plattdeutsch eben. Sondern auch wegen des Zustandes: das ist der größte (75 Meter lang) hölzerne Frachtsegler der Welt, der im Original erhalten geblieben ist. Ob unter Deck in der gemütlichen Gaststube oder auf dem Deck unter den riesigen Masten – die Atmosphäre gleicht hier immer einer Zeitreise. Wer noch mehr erleben möchte: Das Schiff ist auch als offizieller Trauort anerkannt.
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Ganz nah ran an die Weser, die riesigen Kraene und Containerschiffe kommst Du nur mit dem HafenBus. Foto: © Erlebnis Bhv GmbH

Ganz nah ran an die Weser, die riesigen Kraene und Containerschiffe kommst Du nur mit dem HafenBus. Foto: © Erlebnis Bhv GmbH

5. Der HafenBus – weil Du so viele große „Pötte“ noch nie gesehen hast
Direkt an der Weser und nicht geschützt irgendwo hinter Schleusentoren legen bei uns die Containerschiffe an – man nennt diesen Ankerplatz auch „Stromkaje“, weil er eben direkt am Fluss (Strom) liegt. Das spart Zeit (kein Schleusen nötig) und Zeit spart Geld. Jedenfalls in der Wirtschaft. Zeit solltest Du Dir aber für die Fahrt mit dem HafenBus nehmen, denn dieser bringt dich ganz nah ran ans Geschehen. Nur der HafenBus darf auf die Kaje fahren und die Guides sind genial gut informiert über alles, was Du siehst. Die Tour dauert zwei Stunden und Du erfährst dabei alles über die Häfen, die Stadt, die Wirtschaft.
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Besonders im Sommer malt die Sonne beim Untergehen noch mit dickem Pinsel die schönsten Farbkombinationen an den Himmel. Foto: © Doerte Behrmann

Besonders im Sommer malt die Sonne beim Untergehen noch mit dickem Pinsel die schönsten Farbkombinationen an den Himmel. Foto: © Doerte Behrmann

6. Den Sonnenuntergang – weil die Liebe zwischen Sonne und Meer unendlich zu sein scheint
Die Kombination Sonne und Meer ist wohl selten schöner als wenn sich beide am nächsten sind, beim Sonnenaufgang und beim Sonnenuntergang. Da ich den Aufgang meist verschlafe, möchte ich Dir das Eintauchen der Sonne ins Meer wärmstens empfehlen. Such Dir einen schönen Platz am Deich, halte das Dir Liebste im Arm und genieße einfach den Moment, der in jeder Sekunde neu ist. Das Leben ist so schön!

Einkaufen in Mittelmeer-Atmosphäre an der Nordsee – funktioniert ziemlich gut. Foto: © Mediteraneo

Einkaufen in Mittelmeer-Atmosphäre an der Nordsee – funktioniert ziemlich gut. Foto: © Mediteraneo

7. Das Mediterraneo – weil wir im Norden auch den Süden können
Die Deutschen lieben Italien, die Österreicher wahrscheinlich auch. Und sie mögen in angenehmer Atmosphäre shoppen. In Bremerhaven haben wir beides miteinander verbunden und ein Einkaufszentrum geschaffen, dessen Kulissen dich sofort ans Mittelmeer holen. Ich mag’s. Die Geschäfte sind teilweise Kettenboutiquen, aber auch Solitaire, wie der bei Bremerhavenern und Touristen gleichermaßen beliebte „Segelmacher“, der entzückende maritime Souvenirs verkauft. Ein „must go“ auf alle Fälle, nicht nur bei Schietwetter.
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Auf dem Simon-Loschen-Leuchtturm kann man auch in den Hafen der Ehe steuern. Foto: © Helmut Gross

Auf dem Simon-Loschen-Leuchtturm kann man auch in den Hafen der Ehe steuern. Foto: © Helmut Gross

8. Den Simon-Loschen-Leuchtturm – weil er einer der schönsten Leuchttürme überhaupt ist
Zu einer Zeit, da Zweckbauten nicht als solche aussahen, sondern ihnen noch Aufmerksamkeit und Detailverliebtheit gewidmet wurde, stammt der für mich schönste Leuchtturm in Bremerhaven: der Simon-Loschen-Leuchtturm. Er wurde 1853 gebaut und ist damit der älteste Festland-Leuchtturm an der Nordseeküste. Wenn Du sowieso über den Deich spazierst, dann schaue ihn Dir doch mal genauer an, er steht unübersehbar zwischen Weser und dem Neuen Hafen, gleich neben dem Zoo und gegenüber dem Deutschen Auswandererhaus. Du siehst: Auch zur Orientierung an Land dient das Seeschifffahrtszeichen ganz gut.
Mehr zum Simon-Loschen-Leuchtturm hier

Kantig wie das Leben, aus dem sie flohen, rund wie die Hoffnung, die sie beim Auswandern begleitete – die Architektur des Deutschen Auswandererhauses. Foto: Werner Huthmacher

Kantig wie das Leben, aus dem sie flohen, rund wie die Hoffnung, die sie beim Auswandern begleitete – die Architektur des Deutschen Auswandererhauses. Foto: Werner Huthmacher

9. DAH – weil schon die Stellvertreter-Auswanderung Gänsehaut macht
Falls Du jemals mit dem Gedanken gespielt hast auszuwandern – im Deutschen Auswandererhaus kannst Du es ausprobieren. Du schlüpfst in die Biografie eines echten Auswanderers und folgst ihm oder ihr vom alten ins neue Leben. Das ist ganz schön spannend! Für dieses Konzept bekam das Museum 2007 den europäischen „Museums-Oscar“, schon zwei Jahre nach seiner Eröffnung. Es gibt auf der Welt nur noch eine Institution, die sich mit dem Thema Auswanderung beschäftigt: Ellis Island in New York City! Aktuell wurden in Bremerhaven übrigens gerade die vorliegenden echten Biografien um die einer syrischen Familie ergänzt.
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Diese Holde steht im deutschen Schiffahrtsmuseum. Foto: Doerte Behrmann

Diese Holde steht im deutschen Schiffahrtsmuseum. Foto: Doerte Behrmann

10. Das Nationalmuseum Deutsches Schiffahrtsmuseum – mehr Seeschifffahrt geht nicht
Nein, es ist kein Tippfehler, das Museum schreibt sich nur mit zwei „f“. Die Schreibweise kommt noch aus der alten Zeit – und aus der uralten bis alten bis neueren Zeit stammen auch die gefühlt Trillionen Ausstellungsstücke, die das Haus zeigt. Hier gibt es alles (!) zur Geschichte der deutschen Seeschifffahrt. Zugegeben, klingt erstmal nicht so spannend für Alpenländler. Ist es aber. Vor allem mit Führung. Denn die Zusammenhänge, die Logik der Entwicklung und die Herleitung zu heutigen Phänomenen fesseln wirklich. Und auch beim Blick auf ein Schiff im Mittelmeer zu wissen, warum beispielsweise die eine Lampe jetzt rot und die andere grün ist, macht einfach nur stolz. Mit der Eröffnung des Museums 1975 fing übrigens Bremerhavens Geschichte als Tourismusziel an.
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Kühe, ein Alphorn und Gletscher machen die Besonderheit der "Schweiz" im Klimahaus aus. Foto: © Rathke Klimahaus

Kühe, ein Alphorn und Gletscher machen die Besonderheit der “Schweiz” im Klimahaus aus. Foto: © Rathke Klimahaus

11. Die Station „Schweiz“ im Klimahaus Bremerhaven – gegen das Heimweh
Du hältst es trotz aller Attraktivität im Norden nicht mehr aus und vermisst die Berge? Kein Problem, auch die haben wir! Kauf Dir eine Eintrittskarte für das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost und suche dort die Schweiz auf. Ja, genau, die gibt’s auch in Bremerhaven. Das Klimahaus thematisiert die Themen „Klima“ und „Klimaveränderung“ und führt dabei auf dem achten Längsgrad einmal um die Welt durch sechs verschiedene Klimazonen. Es gibt Gletscher (und Hinweise, wie stark sich diese schon zurückentwickelt haben), Kühe und Glocken. Und es gibt Hedi, die Dir von ihrem sich veränderten Leben als Almbäuerin erzählen kann. Das Haus ist eine Fundgrube an Geschichten und Begegnungen und es sensibilisiert auf unterhaltsame Weise für unsere Erde und wie auch Du zu ihrem Schutz beitragen kannst.
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Liebe Dörte, deine 11 Orte in Bremerhaven machen richtig Gusto auf die norddeutsche Küste, auf Bremerhaven, das zwar ganz ohne Berge auskommen muss, dafür aber die Weite des Meeres mit allem Drum und Dran bietet – und Kuhglockengebimmel, tatsächlich. Fast wie daheim. 😉

 

6 Gedanken zu „Gastbeitrag: 11 Orte in Bremerhaven

  1. Sabine

    Das klingt wirklich alles richtig spannend – sträflich, dass ich es bisher noch nie bis Bremerhaven geschafft habe! Aber an einer Stelle muss ich doch widersprechen: Außer dem Auswandererhaus und Ellis Island gibt es noch mindestens ein Museum, das sich mit Auswanderung beschäftigt, das Auswanderermuseum BallinStadt in Hamburg nämlich. http://www.ballinstadt.de

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  2. Daniela

    Bremerhaven ist so toll! Wir waren schon mehrfach da und sind Fans der Seute Deern, des Auswandererhauses und des Schiffahrtsmuseums. Doch siehe an, alles kennen wir auch noch nicht. Ich muss also unbedingt vor dem nächsten Nordsee-Urlaub hier noch einmal nachlesen! (Ich kann leider kein einziges Foto sehen, Google Chrome.)

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    1. Susanne Gurschler Beitragsautor

      Liebe Daniela, keine Ahnung woran es liegt, dass kein Foto zu sehen ist. Als ich den Beitrag online stellte, war alles noch ok. Vielleicht ein Plugin … muss mich erst mal schlau machen. Lg Susanne

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  3. Maike

    Das liest sich wirklich ausgesprochen nett (besonders die charmante Definition von “Ebbe” und “Flut” hat mich sehr schmunzeln lassen) – ich sollte wohl einmal wieder nach Bremerhaven fahren und mir einige der empfohlenen Orte ansehen.

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