Ich bin eine Fußgängerin. Durch Städte streife ich am liebsten zu Fuß. Das ist der Rhythmus, der mir liegt. Er gibt mir Zeit zu beobachten, zu entdecken, wahrzunehmen. Denn es ist doch so: Auf Strecken, die wir häufig benutzen, lässt unsere Aufmerksamkeit nach. Vieles registrieren wir gar nicht mehr. Und das ist schade.
Wenn ich aber Zeit habe, wenn ich flaniere, spaziere, schlendere, nicht eile oder hetze, dann ist mein Blick offen und die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich Dinge bemerke, die ich sonst übersehe.
Viel zu selten habe ich den Fotoapparat dabei und Handyfotos sind nur ein schwacher Ersatz. Heute bin ich bewusst an jener Parkmauer in Innsbruck entlangspaziert, an der ich in den letzten Wochen immer wieder Schnappschüsse von Kritzeleien gemacht habe. Sie sind kaum zu ignorieren, so satt sind ihre Farben, so geradeheraus ihre Botschaft.
Viele halten solche Aufschriften für Geschmiere, Sachbeschädigung gar, und im rechtlichen Sinne sind sie das wohl; ein Ärgernis.
Mir aber erzählen sie etwas – über den (oder die), der sie an die Wand gesprüht hat, über unsere Gesellschaft. Sie lassen mich innehalten, bringen mich zum Nachdenken, manchmal zum Schmunzeln. Sie sind Teil urbanen Lebens und eigentlich nicht wegzudenken. Solche Botschaften tauchen immer wieder auf, hier und dort, in unterschiedlichen Ausformungen – von unterschiedlichen Erzählern.
Über die schmucken Graffitis von HNRX habe ich vor Längerem gebloggt. Nun einmal eine ganz andere Variante, ich nenne sie mal Inschriften – solche mit gesellschaftspolitischem Anspruch aber ohne künstlerischen. Kondensate. Schnörkellos und direkt.
Fotos: © Susanne Gurschler