Der heutige Tag begann mit einer Tasse Kaffee und Gedichten von Alexander Puschkin, wunderbar interpretiert von Sylvester Groth. Das Letzte hat sich mir besonders eingeprägt, es war wie die Einstimmung auf den Spaziergang durch die Farben des Herbstes. Der Wagen des Lebens was für ein grandioses, was für ein ergreifendes Gedicht. Ich habe seinem Klang lange nachgelauscht. Und plötzlich waren meine Gedanken bei einem anderen Gedicht. Das hatte ich vor wenigen Wochen ebenfalls im Radio gehört – das erste Mal nach langer Zeit. Der Panther von Rainer Maria Rilke – in meiner Schulzeit war es eines meiner Lieblingsgedichte gewesen. Ewig schien mir das her und dennoch: Ich konnte es – bis auf wenige Zeilen – tatsächlich immer noch auswendig. Ich war ergriffen von der Erinnerung, gepackt vom Panther. Und natürlich suchte ich sofort den Band mit Rilke-Lyrik, den ich seit meiner Schulzeit besitze. Es war nicht schwer, ihn zu finden: Die Taschenbücher aus jenen Tagen sind, mit Ausnahme der knalligen Reclam-Ausgaben, alle eingebunden. Und da waren sie schon, Rilkes Gedichte in einem Band, und hier ist er:
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Ha, da hab ich noch einen anderen ergänzenden Vorschlag: Trauerspiel von Gertrud Kolmar – tolle Bilder. http://seriealfa.com/tigre/tigre6/kolmar.htm
Panther und Trauerspiel kommen in meienr Sehnsuchts-Lesung übrigens unmittelbar hintereinander; dabei war die Kolmar zuerst drin.
Liebe Grüße
Heike
Liebe Heike,
tolles Gedicht!
Danke & liebe Grüße Susanne
Liebe Susanne,
Rilkes Panther war auch mein Lieblingsgedicht. Es wird hier im Rheinland gleich anfangen zu regnen, deshalb greife ich deine Anregung auf und ins Regal mit dem Rilke-Band. Er hat ja noch viele andere wunderbare Gedichte geschrieben. Genau das Richige für einen gemütlichen Nachmittag. Übrigens auch mit Kaffe und frisch gebackenem Apfelkuchen.
Liebe Maria,
wunderbar! Viel Spaß bei der Lektüre & lass Dir den Apfelkuchen schmecken.
Liebe Grüße aus den Bergen Susanne