Die Elbphilharmonie und Element of Crime

Städtereisen haben es in sich. Ich jedenfalls fahre immer mit einer Tonne von Eindrücken nach Hause, mit unzähligen Bildern, Erlebnissen, Erfahrungen – unendlich bereichert. Kürzlich war ich in Hamburg. Drei Tage volles Programm: Spaziergänge, Museen, Ausstellungshäuser, Rundfahrten, Einkaufsbummel, über 600 Fotos. Wie das alles sortieren? – Ich versuche es mit Häppchen und Happen und beginne mit dem größten: die Elbphilharmonie und Element of Crime.

Den denkmalgeschützte Kaispeicher A überbauten die Architekten mit einem gläsern verkleideten Körper.

Ich hab’s nicht so mit Stararchitekten, sehr wohl aber mit Architektur. Die Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie habe ich intensiv mitverfolgt, nicht zuletzt, weil für mich das Thema Alt/Neu in der Architektur eines der spannendsten ist. Hier zeigt sich, wie „sensibel“ ArchitektInnen auf historische Bausubstanz reagieren und ob sie „in Dialog“ mit ihr treten – oder sie einfach zu übertreffen suchen.
Natürlich bekam ich die Querelen mit, die Bauverzögerungen, die – gigantische – Kostenexplosion von ursprünglich geschätzten 50 Mio. auf fast 900 Mio. Euro.

Im Sonnenlicht wirkt die Fassade wie eine glitzernde Wasseroberfläche

Als es endlich so weit war, schaute ich mir die zahlreichen Dokus an über die Entstehungsgeschichte, über den architektonischen Anspruch des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron, über das Akustikkonzept von Yasuhisa Toyota, die Erwartungen der Stadt Hamburg, der HamburgerInnen, die Bedeutung dieses neuen Wahrzeichens.

Die Haut des Aufbaus besteht aus über 1.000 Glaselementen.

Ich will da hin!

Das Eröffnungskonzert am 11. Jänner 2017 verfolgte ich wie hypnotisiert, ich konnte gar nicht genug kriegen von diesem Großen Saal. Ich wusste sofort: Ich will da hin! Konzert natürlich. Großer Saal natürlich. Wenn schon, denn schon.
Mit der Idee stand ich nicht alleine. Über Monate waren alle Konzerte, die mich interessierten (und mich interessierten ziemlich viele) restlos ausverkauft. Es sollte wohl nichts werden mit mir und der Elbphilharmonie.

Die markante Dachstruktur hat die Form einer „gläsernen Welle“.

Eines Tages jedoch sprang mich ein Posting auf Facebook an: Element of Crime habe gerade den VV für ein Konzert in der „Elphi“ gestartet, Großer Saal, hieß es da. Ich schlug sofort zu: Am 1. September 2017 war fix, dass ich am 27. Mai 2018 Element of Crime in der Elbphilharmonie in Hamburg sehen würde!
Element of Crime in der Elbphilharmonie! Was für eine geile Kombi!

Wie Wellen im Profil – die Silhouette der Dachkonstruktion

Seit immer schon

Das erste Mal live gehört habe ich die Band Anfang der 1990er Jahre im Turm des Treibhauses in Innsbruck, da sang Sven Regener noch englisch, coole Leute trugen Schwarz und es wurde viel geraucht. Seither habe ich einige Konzerte von Element of Crime besucht, zuletzt im Innsbrucker Hafen vor ein paar Jahren – volle Hütte, Rauchverbot.
Ich mag diesen melancholischen Sound, die poetischen Texte von Sven Regener. Seit immer immer noch.

Blick vom Barbereich auf den Stiegenaufgang zum Großen Saal

Nun also in der Elbphilharmonie. Den Fotoapparat hatte ich nicht dabei, war ich doch davon ausgegangen, dass während des Konzerts das Fotografieren verboten ist. Und so habe ich nur ein paar Handyfotos von den Innenräumen. Aber das ist egal, denn das Raumerlebnis war grandios.

Vom Staunen ins Staunen

Es ging die Rolltreppe hoch, auf der vor fast eineinhalb Jahren bekannte Künstler standen und von der Elphi schwärmten – runter ist allerdings spektakulärer, wie ich nach dem Konzert feststellte. Dann weitete sich der Raum: Eine riesige begehbare Skulptur mit fantastischen Ausblicken auf die Norderelbe, die HafenCity. Von der Plaza, der Aussichtsplattform zwischen historischer Substanz und Neubau, spazierte ich rund um das Gebäude, genoss mit Hunderten Anderen den Ausblick, die leichte Brise. Hier ein Foto, dort ein Selfie. Ein Gläschen in die Abendsonne hinein und auf Hamburg!
Weitere Treppen hinauf in den Großen Saal.

Wie Weinbergterrassen angelegt sind die Zuschauerränge des Großen Saals.

Groß und klein zugleich

Beim Betreten blieb mir fast die Luft weg: ein organisches Gebilde wabert hier elegant nach oben. Das Gefühl von Erhabenheit paarte sich mit dem Gefühl, ein kleiner wuselnder Farbtupfer in einem großen Ganzen zu sein. Ich hatte – Gottseidank! – einen Platz erwischt, von dem aus ich Sven Regener noch im Profil sah. Rund ein Viertel der Leute blickte ihm auf den Hinterkopf – wohl nicht soooo prickelnd, denke ich.

Speziell gefertigte Gipsfaserplatten streuen den Schall iim Raum.

Als Element of Crime die Bühne betrat, verdrückte ich ein Tränchen, oder zwei, jedenfalls war ich sehr, sehr bewegt. Mit „Damals hinterm Mond“ und „Draußen hinterm Fenster“ als Einstieg holte Sven Regener mich und rund 2.100 andere Besucher ab.
Zwischen diesen Klassikern erzählte er, dass ihn der Raum an ein Lokal in Innsbruck erinnert, in dem sie Ende der 1980er Jahre gespielt haben und das der Turm hieß. Die Kippen seien da noch von den Rängen geschnippt worden – ziemlich gefährlich das Musikerleben damals.
Ich habe das sofort ins Handy getippt, weil ich wusste, am nächsten Tag würde ich denken, ich hätte das geträumt.

Die Plaza, die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie, liegt zwischen historischem Speicher und Neubau.

Mit Kippen im Turm

Auch wenn akustisch – zumindest in meinem Abschnitt – Luft nach oben war und mehr als ein paar Wörter ungehört im Raum verpufften, Element of Crime in der Elbphilharmonie war ein wirklich tolles Erlebnis. Sven Regener erzählte launig ein paar Anekdoten, die Band spielte fast zwei Stunden und holte ein paar Gäste auf die Bühne. Es gab Zugaben und am Ende Standing Ovations.
Standing Ovations verdient auch die Elbphilharmonie. Beim Hinausgehen habe ich noch einmal die herrlichen Ausblicke genossen, die lgroßzügige Architektur, und noch ein paar Fotos gemacht. Was für ein grandioses Bauwerk!

Blick vom Sandtorhafen mit historischen Schiffen auf die Elbphilharmonie

Am nächsten Tag habe ich die Elphi noch von allen Seiten fotografiert. Ausgiebig bei der Hafenrundfahrt, die nicht fehlen durfte. 600 Jahre wird es dauern, bis die Kosten für die Elphi abbezahlt sind, sagte unser Guide hanseatisch trocken. Ein Wahnsinn. Andererseits: Chapeau, Hamburg!

Im Bildvordergrund ein Teil der neu errichteten HafenCity

Da steht ein echter Dampfer in Deinem Hafen. Unvergleichlich. Einzigartig.
Ich komme wieder. Bestimmt.

Aber natürlich.

Jetzt würde mich natürlich interessieren, welches Bauwerk Dich fasziniert und/oder Dich zu einer Reise inspiriert hat.

 

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